
Was steht in den verbotenen Evangelien?
Bereits 2003, als Dan Brown seinen Weltbestseller “The Da Vinci Code” veröffentlichte, nahm ich mir vor, mich eines Tages genauer mit “verbotenen” Evangelien zu beschäftigen. Gibt es darin tatsächlich Hinweise auf die Behauptungen in Browns Romanen? Verheimlicht die Kirche seit 2000 Jahren bewusst entscheidende Informationen über Jesus? Warum wurden gewisse Schriften verboten und andere für heilig erklärt? Mit dem Buch “Die verbotenen Evangelien” (von Katharina Ceming und Jürgen Werlitz) an der Hand habe ich mich nun endlich auf die spannende Suche nach Antworten gemacht!
Die Kanonisierung
Bei der Entstehung des Bibelkanons wurden viele Schriften aussortiert, da sie gewissen Anforderungen nicht genügten. Dafür gab und gibt es kein “heiliges Wasserzeichen”, an dem inspirierte Schriften klar zu erkennen wären. Stattdessen mussten verschiedene Kriterien wie z.B. das Alter, die Geschichtlichkeit, die Übereinstimmung mit dem AT, die Nähe zu den Aposteln oder die “Erbaulichkeit” gegeneinander abgewogen werden. Ein wichtiger Faktor war auch die Rezeption, d.h. der Gebrauch und die Verbreitung eines Buches in den Gemeinden. Auch Abgrenzungen gegen Irrlehren wie z.B. die Gnosis spielten eine grosse Rolle.
Im Westen war die Kanonisierung erst Ende des 3. Jahrhunderts abgeschlossen. Der Hebräerbrief war sogar im 4. Jahrhundert noch umstritten. In der Ostkirche dauerte es sogar bis ins 10. Jahrhundert, bis die Apokalypse des Johannes (die Offenbarung) aufgenommen wurde. An der Synode von Karthago 397 n. Chr. wurde schliesslich beschlossen “dass ausser den kanonischen Schriften nichts unter dem Namen ‘göttliche Schriften’ verlesen werden soll.” In einem Brief von Bischof Exsuperius von Toulouse aus dem Jahr 405 werden apokryphe Schriften schliesslich nicht nur zurückgewiesen, sondern verurteilt.
Auch heute enthalten die katholische und die protestantische Bibel nicht dieselben Bücher. Die deuterokanonischen Bücher (Apokryphen) wurden von den Reformatoren nicht übernommen und daher 1546 von der katholischen Kirche offiziell für kanonisch erklärt. Gemäss Luther sind sie “der heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich und gut zu lesen”. Die schwarz-weisse Trennung zwischen inspiriertem Wort Gottes und verbotener Schrift kann oft nicht trennscharf gezogen werden.
Irrlehren
Im 2. Jahrhundert gab es viele verschiedene Strömungen im Christentum, welche die “wahre” Tradition der sich herausbildenden Kirche bedrohten. Die Abgrenzung von diesen Strömungen war ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der kanonischen Schriften.
Marcionismus
Marcion vertrat die Ansicht, dass der liebende Gott des NT nichts mit dem bösen Gott des AT zu tun habe. Es gäbe eigentlich zwei Götter: Den bösen gesetzlichen Schöpfergott, Demiurg genannt, und den unbekannten Gott der Liebe, den Vater von Jesus Christus. Marcion hat ein eigenes “gereinigtes” Neues Testament erstellt, in dem alle Bezüge zum AT und Hinweise auf einen strafenden bzw. rächenden Gott entfernt wurden. Zwar habe Jesus die Erlösung für die Menschen erwirkt, aber er hatte gemäss Marcion nur einen Scheinleib (Doketismus).
Montanismus
Der Montanismus, nach Montanus benannt, war eine Strömung, die von Prophetie, asketischen Praktiken und ausgeprägten Endzeiterwartungen geprägt war. Montanus hielt sich für den Parakleten aus dem Johannesevangelium. Er behauptete, seine Lehre durch Visionen und Offenbarungen erhalten zu haben. Frauen konnten als Prophetinnen und Priesterinnnen wirken, was stark zur Ablehnung durch die Grosskirche beitrug. Prophezeiungen des tausendjährigen Reiches blieben schliesslich unerfüllt. Der Montanismus hatte eine grosse Vorliebe für apokalyptische Schriften, wie die Offenbarung des Johannes. Der Wunsch sich gegen den Montanismus abzugrenzen, führte wesentlich dazu, dass keine weiteren apokalyptischen Schriften, wie z.B. die Petrusapokalypse (siehe unten) in den Kanon aufgenommen wurden.
Doketismus
Der Doketismus lehrt, dass Jesus nur einen Scheinleib besass. Er blieb immer ganz Gott. Ebenfalls war sein Leiden und der Tod am Kreuz nur Schein. Viele gnostische Lehren sind ebenfalls doketisch.
Gnosis
Die Gnosis ist eine Geheimlehre, die die Erlangung des Heils durch wahre Erkenntnis lehrt. Die Gnosis hat esoterische Züge und ist stark dualistisch. Es wird radikal zwischen Materie und Geist, Gut und Böse, Licht und Dunkel unterschieden. Mit dem Marcionismus teilt die Gnosis eine abschätzige Haltung gegenüber dem Gott des AT:
Das oberste Wesen, das eine rein transzendente Grösse ist, ist vom biblischen Gott scharf zu unterscheiden. Dieses oberste Wesen ist auch nicht für die Schöpfung der materiellen Welt verantwortlich. Die menschliche Welt ist mehr oder weniger Resultat eines Betriebsunfalles, der meist als mythologisches Drama dargestellt wird, bei dem niedere geistige Kräfte, z.B. der Gott des Alten Testaments, etwas schufen, was eben völlig ungeistig war.
Die verbotenen Evangelien (K. Ceming, J. Werlitz), S. 42, über die Gnosis
Zwischen dem höchsten Göttlichen und der menschlichen Welt gibt es eine Unzahl von Wesen (Emanationen oder “Äonen”), die immer weniger geistig sind, bis am Ende der Mensch steht. Über verschiedene Entwicklungsstufen soll sich der Mensch nun aus den Fesseln der Materie befreien und zum unstofflichen Lichtreich des Göttlichen empor entwickeln. Den Weg dahin lehrt das rechte Wissen und nicht eine Erlösungstat. Jesus wird als Eingeweihter beschrieben, der geheimes Wissen lehrt. Entsprechend den Überzeugungen des Doketismus soll Jesus keinen echten menschlichen Körper gehabt haben. Jesus sei auch nicht wirklich am Kreuz gestorben.
Verbotene Evangelien
Es folgt eine Übersicht über einige der wichtigsten Texte des frühen Christentums, die nicht in den Kanon aufgenommen wurden. Hier gilt im Besonderen, alles zu prüfen und nur das Gute zu behalten. Zitierte Texte stammen aus “Die verbotenen Evangelien” von K. Ceming und J. Werlitz (Kurzreferenz DvE). Im Buch werden zusätzlich zu den hier aufgeführten Texten auch das Ebjonitenevangelium und der Papyrus Egerton 2 behandelt.
Das Protevangelium des Jakobus
Protevangelium (oder Protoevangelium) bedeutet “erstes Evangelium”. Das Protevangelium des Jakobus beschäftigt sich mit Ereignissen, die vor den vier kanonischen Evangelien spielen. Das Hauptthema ist die Geschichte von Maria und die Geburt Jesu. Auch wenn die kirchliche Tradition Jakobus, den Bruder Jesu, für den Verfasser hielt, ist das Protevangelium des Jakobus wohl kaum vor 150 n. Chr. entstanden. Während die Schrift in der Westkirche verboten war, wurde sie in der Ostkirche sogar in der Liturgie eingesetzt.
Die Geschichte beginnt mit Joachim und seiner Frau Anna, die ihre Kinderlosigkeit beklagen. Ähnlich wie bei Abraham und Sara wurde Anna durch einen Engel ein Kind verheissen. Das Kind wurde geboren und erhielt den Namen Maria. Im Alter von 3 Jahren wurde Maria in den Tempel gegeben, wo sie lebte bis sie 12 Jahre alt war. Damit sie den Tempel nicht verunreinigt, wurde unter den Witwern des Volkes ein Mann gesucht, bei dem sie leben konnte. Es fand sich Josef, welcher von dem Vorhaben nicht begeistert war: “Ich habe schon Söhne und bin ein alter Mann, sie aber ist eine junge Frau. Da werde ich doch zum Gespött für die Söhne Israels.” (Kapitel 9, 2). Wenn ich das richtig verstehe, war Maria Josef nicht als Frau gegeben, sondern sollte weiter als Jungfrau bei ihm leben. Das entspricht nicht dem Bild, das ich von dem jungen, verlobten Pärchen Maria und Josef im Kopf habe. Es ist weit weniger romantisch. Die Brüder Jesu sind in dieser Version Söhne Josefs aus erster Ehe.
Als Maria 16 Jahre alt war, offenbarte ihr ein Engel, dass sie ein Kind gebären werde. Vier Kapitel beschreiben die Probleme, die sich daraus für Maria und Josef ergeben und die Diskussionen mit den Hohepriestern. Josef musste sich rechtfertigen und erklären, dass er sich nicht an der anvertrauten Jungfrau versündigt habe. Schliesslich wurde den beiden das “Wasser der Gottesprüfung” (vgl. 4. Mose 5, 11-31) zu trinken gegeben. Das bittere, fluchbringende Wasser soll die Wahrheit ans Licht bringen. Sollten die beiden gelogen haben, würden sie krank werden. Doch sie bestanden die Prüfung.
Der letzte Teil beschreibt die Geburt Jesu. Dabei werden einige Einzelheiten unterschiedlich zu den synoptischen Evangelien geschildert. Die Geburt fand beispielsweise in einer Höhle statt und eine Hebamme war auch dabei. Jesus wurde später in einer Krippe versteckt, damit die Soldaten von Herodes ihn nicht finden konnten.
Ich fand es sehr interessant, das Protevangelium des Jakobus zu lesen. Es ist spannend, mehr über Marias Leben und die Umstände vor der Geburt Jesu zu erfahren. Einige Schilderungen entsprechen nicht meinen Vorstellungen, die durch die kanonischen Evangelien geprägt sind. Aber auch die verschiedenen Varianten der Auferstehungsgeschichte in der Bibel verlangen uns eine gewisse Ambiguitätstoleranz ab. Am Kern des Evangeliums vermögen diese Unterschiede nicht zu rütteln.
Das Kindheitsevangelium des Thomas
Das Kindheitsevangelium des Thomas ist nicht zu verwechseln mit dem Thomasevangelium (siehe unten). Es gilt als erdichtet und enthält anekdotenhafte Erzählungen aus der Kindheit Jesu. Zu Beginn ist Jesus 5 Jahre alt und der Text schliesst mit der Geschichte des 12-jährigen Jesus im Tempel, die auch in Lukas 2, 41-52 erzählt wird. Dieser letzte Teil ist der einzige kanonische Text in dieser Schrift. Die Parallelen dieser Schrift finden sich weniger in den Evangelien als in Geschichten über Göttersöhne, wie es sie z.B. auch über Rama oder Krischna gibt.
Jesus wird als Junge geschildert, der nicht gerade sehr christlich handelt. Ausgestattet mit Wunderkräften teilte er heftig aus, wenn ihm etwas nicht passte. Ein Junge zerstörte einen Teich, den Jesus gebaut hatte. Darauf hin verfluchte Jesus den Jungen, sodass er sofort verdorrte. Das erinnert an die Verfluchung des Feigenbaums aus Markus 11, 12-14. Ein anderer Junge stiess Jesus an seiner Schulter. Jesus reagierte prompt: “Du sollst deinen Weg nicht fortsetzen!” Und der Junge fiel hin und starb. Als Josef das Gespräch mit Jesus suchte, liess Jesus alle erblinden, die gegen ihn geredet hatten. Einmal erweckte Jesus einen Jungen zum Leben, der sich bei einem Sturz vom Dach tödlich verletzt hatte. Der Junge sollte bestätigen, dass Jesus ihn nicht hinuntergestossen hatte.
Zusätzlich zu vielen weiteren Wundern werden auch Konflikte mit den Lehrern von Jesus beschrieben. Jesus wird durchgängig als überlegen dargestellt. Nahm sich ein Lehrer zu viel heraus, wurde heftig reagiert. Maria und Josef sahen sich schliesslich gezwungen, Jesus unter Hausarrest zu stellen, damit nicht noch mehr Menschen umkommen:
Denn der Lehrer wusste von den Kenntnissen des Jungen und hatte Angst vor ihm. Dennoch schrieb er das Alphabet auf, übte es mit ihm eine ganze Weile, und er widersprach ihm nicht. Dann aber sagte Jesus zu ihm: “Wenn du wirklich ein Lehrer bist und die Buchstaben gut kennst, so sag mir doch die Bedeutung des Alpha, dann will ich dir die des Beta sagen!” Da wurde der Lehrer zornig und schlug ihn gegen den Kopf. Der Junge aber, dem das weh tat, verfluchte ihn und sogleich wurde er ohnmächtig und fiel zu Boden auf sein Gesicht. Der Junge kehrte heim in das Haus Josefs. Aber Josef war betrübt und wies seine Mutter an: “Dass du ihn ja nicht mehr vor die Tür lässt! Sonst müssen die, die ihn zornig machen, sterben.”
Kindheitsevangelium des Thomas, Kapitel 14, 2-3
Jesus wird als Kind dargestellt, das seine Emotionen und Wunderkräfte scheinbar nicht unter Kontrolle hatte. Wollte Jesus helfen, so auferstanden Tote. War Jesus wütend, so starben Menschen. Alle hatten Angst vor diesem unberechenbaren Kind. Ein reichlich grotesker Text, den ich keine Sekunde in der Bibel vermisse.
Das Geheime Markusevangelium
Das Geheime Markusevangelium macht seinem Namen alle Ehre. Als nämlich der Entdecker Morton Smith den Text 1973 (15 Jahre nach der Entdeckung) erstmals veröffentlichte, war das Originalmanuskript nicht mehr zu finden. Eine zeitliche Bestimmung und eine Untersuchung durch andere Wissenschaftler ist deshalb nicht möglich. Der Begriff “Evangelium” ist etwas hoch gegriffen. Gefunden wurden lediglich 12 Verse in einem Fragment eines Briefes des Clemens von Alexandrien. Im Brief warnt Clemens vor einem gefälschten geheimen Markusevangelium der Karpokratiner, einer gnostischen Sekte aus dem 2. Jhdt. Clemens zitiert im Brief dann das “echte” geheime Markusevangelium.
Obwohl der Text sehr kurz ist, enthält er eine brisante zweideutige Stelle. Jesus auferweckte einen Jüngling vom Tod. Dieser Jüngling blickte Jesus an und “gewann ihn lieb”. Weiter heisst es, der Jüngling sei nur mit einem Leinengewand bekleidet gewesen und sei eine Nacht bei Jesus geblieben. Jesus habe ihn das “Geheimnis der Königsherrschaft Gottes” gelehrt. Einige sehen darin einen “Beweis” dafür, dass Jesus homosexuell oder bisexuell gewesen sei. Eine nächtliche Belehrung muss in antiken Ohren aber keinesfalls erotisch gedeutet werden. Auch Nikodemus suchte Jesus bei Nacht für ein Gespräch auf (Joh. 3,2).
Insgesamt ist das Geheime Markusevangelium ein sehr umstrittener Text. Es könnte eine Fälschung des Entdeckers sein oder eine Fälschung des 18. Jhdts. Doch auch falls der Text echt sein sollte, wäre der Wert für die Jesusforschung umstritten. Die erwähnte “Einweihung in ein Geheimnis der Königsherrschaft” verleiht dem Text zudem eine gnostische Färbung.
Das Fragment des Clemensbriefes – eine Fälschung oder eine bedeutende Entdeckung? Diese Frage wird immer wieder gestellt, letzte Sicherheit können wir aber erst erhalten, wenn sich das Manuskript wiederfindet. Ob das je der Fall sein wird?
DvE, S.127
It is certain, however, that those who are currently turning to the Bible for support of homosexuality are making use of Secret Mark, even though the authenticity of the text provides no evidence for the homosexual case. Even if Clement’s letter is genuine, it remains doubtful that the quotation from Secret Mark is anything other than a gnostic construction.
Alden Bass, “Was Jesus Gay?”
Das Thomasevangelium
1945 wurde beim Fund von Nag Hammadi erstmals das komplette Thomasevangelium gefunden. Das Titelbild dieses Artikels zeigt auf der linken Seite den Beginn des Thomasevangeliums. Zuvor waren bereits Fragemente davon bekannt. Das Thomasevangelium ist eine Sammlung von 114 Sprüchen, die teilweise mit den synoptischen Evangelien übereinstimmen. Einige dieser Sprüche könnten sogar noch älter sein als die Texte der bekannten Evangelien:
Kommen wir der Verkündigung Jesu bei einzelnen Sprüchen des Thomasevangeliums näher als bei den Synoptikern? – Eine spannende Frage, und sie dürfte in Einzelfällen in der Tat zu bejahen sein. Das Thomasevanglium führt uns teilweise vielleicht so nahe an den historischen Jesus heran wie die Logien- oder Spruchquelle Q […].
DvE, S.132
Die sogenannte Logienquelle Q ist eine angenommene Sammlung von Sprüchen, die dem Matthäus- und dem Lukas-Evangelium zugrunde liegen soll. Wirklich gefunden hat man Q allerdings bisher nicht.
Das Thomasevangelium enthält aber auch gnostische Verse und ansonsten unbekannte Jesus-Sprüche. Das Heilswerk Christi ist darin von geringer Bedeutung. Aufgrund seiner Eigenart wird es der Frühgeschichte der Gnosis zugeordnet. Es fand auch bei den Manichäern Verbreitung, einer persischen Bewegung, die Elemente verschiedener Religionen verschmolz. Aus diesen Gründen lehnte die Grosskirche das Thomasevangelium strikte ab.
Die Sprüche 77 und 114 (der letzte) sind mir besonders aufgefallen. Spruch 77 beschreibt eine panentheistische Weltsicht, nach der die Welt und alles darin in Gott enthalten ist:
Jesus sagte: “Ich bin das Licht, das über ihnen allen ist. Ich bin das All. Aus mir ist das All hervorgegangen, und zu mir ist das All gelangt. Spaltet ein Holz, ich bin dort, hebt einen Stein hoch, und ihr werdet mich finden.”
Thomasevangelium, Spruch 77
Für viele liberale Christen ist das durchaus eine vertretbare Sichtweise. Für konservative Christen ist hingegen die Unabhängigkeit des Schöpfers von der Schöpfung eine zentrale Säule des richtigen Glaubens (siehe z.B. die Folge “Wir werden kritisiert” von Dino & Stego).
Spruch 114 stösst aus heutiger Sicht sauer auf, da Jesus zu verlangen scheint, dass Frauen “männlich” werden müssen:
Simon Petrus sagte zu ihm: “Maria soll von uns weggehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig.” Jesus sagte: “Seht, ich werde sie anleiten, um sie männlich zu machen, damit sie zu einem lebendigen Geist wird, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, die sich männlich macht, wird eintreten in das Königreich der Himmel.”
Thomasevangelium, Spruch 114
Spannend daran ist, dass solche Argumentationen auch aus buddhistischen Schriften bekannt sind. “Ob es sich hier um strukturelle Ähnlichkeiten handelt oder ob tatsächlich historische Einflüsse der Gnosis auf den Buddhismus oder umgekehrt vorliegen, kann hier nicht eindeutig geklärt werden.” (DvE, S.133)
Das Thomasevangelium zeigt eindrücklich die Komplexität der biblischen Quellenforschung auf. Im gleichen Dokument lässt sich beides finden: Sprüche, die vielleicht näher an Jesus dran sind als die Evangelien, und Irrlehren, die abzulehnen sind.
Das Judasevangelium
Das Judasevangelium wurde erst 2001 herausgegeben, nachdem es 1978 bei einer Raubgrabung im ägyptischen Dorf Ambar entdeckt wurde. Es durchlief viele Stationen, in denen es nicht fachgerecht gelagert wurde und Teile davon zerstört wurden. Inhaltlich ist es ein typisch gnostischer Text, welcher der sethianischen Gnosis zugeschrieben wird. Judas, der Verräter Jesu, scheidet als Verfasser aus, da das Judasevangelium erst im 2. Jhdt. geschrieben wurde. Es war in dieser Zeit nicht unüblich, dass man einem Text höhere Autorität durch einen bekannten Verfasser verleihen wollte. Solche Werke nennt man Pseudepigraphien.
Im Judasevangelium wird Judas als eingeweihter und verbündeter von Jesus dargestellt. Er hat Jesus nicht etwa verraten, sondern er war der einzige, der diese notwendige Tat vollbringen konnte. Die Jünger werden als Unwissende dargestellt, über die Jesus auch mal lacht. Sie stehen für die sich etablierende Grosskirche. Der Text spricht nicht vom Erlösungswerk Jesu oder von einer leiblichen Auferstehung. In der sethianischen Gnosis gibt es zwei Gruppen von Menschen: Jene die den göttlichen Funken in sich tragen und die anderen, die das nicht tun. Die ersteren werden nach dem Tod in einer unsterblichen Seele weiterleben, die anderen besitzen nur einen geliehenen Geist und werden mit dem Tod vergehen. Judas und Jesus gehören zur ersten Gruppe, während die restlichen Jünger keinen göttlichen Funken besitzen. Im Text werden auch gnostische Gottheiten und Engel erwähnt, wie z.B. Barbelo, eine Hauptgöttin in der sethianischen Gnosis oder Nebro alias Jaladabaoth und Saklas, die Helfer des “bösen” Gottes des Alten Testamentes, welcher die irdische Welt erschaffen haben soll.
Judas sagte zu ihm [Jesus]: “Ich weiss, wer du bist und von welchem Ort du gekommen bist: Du bist aus dem unsterblichen Äon der Barbelo gekommen. Und der, der dich gesandt hat, – ich bin nicht würdig, seinen Namen hervorzubringen.” Jesus aber, da er wusste, dass der etwas Erhabenes dachte, sprach zu ihm: “Trenne dich von ihnen [den anderen Jüngern]! Ich werde dir die Geheimnisse des Konigreichs kundtun.”
Judasevangelium, 33,22-36,11
Die Petrusapokalypse
Bei eine Grabung im ägyptischen Akhmin wurde 1886/87 unter anderem ein Petrusevangelium und eine Petrusapokalypse gefunden, die vom gleichen Verfasser stammen.
Die Petrusapokalypse, eine vermutlich um 135 n. Chr. verfasste Pseudepigraphie, enthält eine kurze Schilderung des Paradieses und eine lange Beschreibung der Hölle. Es werden ganz konkret diverse Strafen beschrieben, welche die Sünder treffen werden. Je nach Vergehen variiert die Strafe. Lästerer werden beispielsweise an der Zunge über Feuer aufgehängt. Ehebrecher werden kopfüber aufgehängt, mit dem Kopf in loderndem Kot. Andere werden von Tieren gequält, erhalten brennende Eisen in die Augen gedrückt, usw. Die Seelen der Ermordeten schauen der Bestrafung ihrer Mörder zu und sagen: “Gott, gerecht ist dein Gericht.” Des Weiteren gibt es Strafen für jene, die Kinder abgetrieben haben, die Gerechten verfolgt haben, Lügenzeugen, Geldverleiher und Wucherer, Götzenbildner, etc.
Unsere heutige Vorstellung der Hölle wurde wesentlich geprägt von der Petrusapokalypse und zwei weiteren ausserbiblischen Schriften: dem Henochbuch (ca. 3. Jhdt v. Chr.) und der Paulusapokalypse (3. Jhdt n. Chr.). Obwohl die Petrusapokalypse bis dahin sehr populär war, wurde sie im Jahr 397 endgültig aus dem Kreis der kanonischen Schriften ausgeschlossen. Dennoch haben diese Vorstellungen einer Hölle in den Köpfen der Christen überlebt. Im Mittelalter wurde das Höllenfeuer durch angsterfüllte Höllenvisionen weiter eingeheizt und Dante verschaffte der Hölle in seiner “Göttlichen Komödie” sogar einen Platz in der Weltliteratur. Wir sollten uns bewusst sein: Wenn wir heute das Wort “Hölle” in der Bibel lesen, tragen wir alle diese ausserbiblischen Vorstellungen direkt in die Bibel hinein.
Die Höllenschilderung ist theologiegeschichtlich von höchster Bedeutung. Die Bilder von den endzeitlichen Qualen, wie sie in diesem Text enthalten sind, haben die Christen gleichsam internalisiert und sie prägten die christlichen Höllenvorstellungen bis in die Neuzeit.
DvE, über die Petrusapokalypse, S. 186
Die explizite Schilderung der Hölle, wie sie in der Petrusapokalypse vorliegt, wurde von den Kirchenvätern aus dem Kanon der biblischen Bücher entfernt. Gott sei Dank! Darüber sollten wir einen Moment nachdenken. Wäre es demnach nicht konsequent, diese Höllenvorstellungen als ketzerisch zu bezeichnen?
Das Petrusevangelium
Das Petrusevangelium ist wohl um die Mitte des 2. Jhdts. entstanden. Der in Akhmin gefundene Text stammt aber vermutlich aus dem 6. Jhdt. und stimmt nicht zwangsläufig mit dem älteren Text überein: “Anders als die kanonischen Texte nach ihrer Aufnahme in die Bibel wurden die Apokryphen nicht notwendigerweise buchstäblich bewahrt, sondern mit der Zeit fortgeschrieben und späteren Bedürfnissen und Sichtweisen angepasst.” (DvE, S.184).
Das Petrusevanglium berichtet über die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu. Es wurde aufgrund doketischer Züge verboten. Dafür werden die Stellen 4,10 und 5,19 angeführt:
Dann führten sie zwei Verbrecher herbei und kreuzigten den Herrn in ihrer Mitte. Er selbst aber schwieg, als ob er keine Schmerzen habe.
Petrusevangelium 4,10
Und der Herr schrie auf und rief: “Meine Kraft, Kraft! Du hast mich verlassen!” Nachdem er das gesagt hatte, wurde er aufgenommen.
Petrusevangelium 5, 19
Kapitel 4,10 soll Jesus ohne Schmerzempfindung darstellen und damit auf einen Scheinleib hinweisen. Dass in 5,19 von Jesu Kraft die Rede ist, die ihn verlassen habe, statt von Gott, wie in den kanonischen Evangelien, soll zeigen, dass der präexistente Jesus nun seinen Scheinleib verlassen habe. Wie Ceming und Werlitz ausführen, könnte man diese Stellen aber durchaus auch anders verstehen. Es heisst in 4,10 nur “als ob er keine Schmerzen habe”. Das könnte man so verstehen, dass Jesus zwar Schmerzen hatte, diese aber tapfer ertrug. Die Abwandlung in 5,19 könnte auch darauf hinweisen, dass der Verfasser Mühe hatte mit der Idee, dass Gott Jesus verlassen haben könnte.
So ist es nicht sicher, ob man im Zusammenhang mit dem Petrusevangelium tatsächlich von Doketismus sprechen kann, zumal ja auch die kanonischen Evangelien von den Anhängern des Doketismus in ihrer Weise verstanden werden. Diese Wirkungsgeschichte zeigt einmal mehr, wie fliessend die Grenzen zwischen den erlaubten kanonischen und den verbotenen nicht-kanonischen Schriften sein konnten.
DvE, 183
Als grösserer Kontrast zu den kanonischen Evangelien ist mir persönlich die Schilderung der Auferstehung in Kapitel 10 aufgefallen. Sie ist viel stärker in mythologische Form gekleidet. So soll Jesus etwa von zwei Männern aus dem Grab begleitet worden sein, deren Häupter bis zum Himmel reichten. Das Haupt von Jesus soll den Himmel gar überragt haben. Den Dreien sei ein Kreuz gefolgt, das auch sprechen konnte. Auf die Frage aus dem Himmel: “Hast du den Entschlafenen verkündigt?” Soll das Kreuz mit “Ja!” geantwortet haben.
Das Nikodemusevangelium
Das Nikodemusevangelium besteht aus zwei Teilen: den Pilatusakten, die ins 2. Jhdt. datiert werden, und einer späteren Ergänzung, welche die Höllenfahrt Christi schildert. In “Die verbotenen Evangelien” sind nur die Pilatusakten enthalten.
Das Evangelium ist aus der Perspektive von Nikodemus, einem jüdischen Ratsherrn geschrieben, der auch im Johannesevangelium erwähnt wird (Joh. 3, 1-10, Joh. 7,50f, Joh. 19,39). Anfangs kritisch, entwickelt Nikodemus zusehends Sympathie für Jesus und wehrt sich schliesslich nicht mehr, als die Juden ihn einen Jünger Jesu nennen:
Die Juden aber drohten Nikodemus: “Nimm du dir nur seine Wahrheit, aber dann auch seinen Teil!” Nikodemus antwortete: “Amen, Amen, ich nehme es so wie ihr sagt.”
Nikodemusevangelium, 5,2
Die Pilatusakten beginnen beim Verhör Jesu durch Pilatus und widmen diesem Geschehen ganze neun Kapitel. Im Vergleich zu den kanonischen Evangelien werden wesentlich mehr Details erzählt. Die Juden erklären Pilatus jüdische Gewohnheiten und Begriffe. Das Thema aus Joh. 19,14, dass Pilatus “keine Schuld an ihm finde”, wird in den Pilatusakten mehrfach betont. Die Schuld an Jesu Tod wird gänzlich den Juden angelastet. Die Römer erkennen keine Schuld (Pilatus) und die römischen Wachen am Grab bezeugen sogar die Auferstehung (Kapitel 13,2). Im Hinblick auf die leidvolle Wirkgeschichte, welche die Verurteilung der Juden als “Göttesmörder” hatte, ist das problematisch. Doch auch das Nikodemusevangelium differenziert. Zahlreiche Juden unterstützten den Tod Jesu nicht: “Als sich der Statthalter in die Menge der jüdischen Zuschauer umschaute, sah er viele Juden weinen. Da sprach er: “Nicht die ganze Menge will, dass er stirbt.” (Kapitel 4, 5).
Nach der Behauptung, Jesus sei auferstanden, forschte der Hohe Rat nach bei den römischen Wachen, den Jüngern und Josef, der Jesus in Grab legte. Die vielen übereinstimmenden Zeugenaussagen überzeugten sie schliesslich: “Da sprach der Hohe Rat: “Im Gesetz des Mose steht: ‘Aufgrund der Aussage von zwei oder drei Zeugen soll jede Sache gültig sein.'” (Kapitel 16, 6).
Die Priester und Leviten sagten zueinander: “Wenn bis Sommos, das Jobel genannt wird, sein Gedächtnis bestehen bleibt, erkennt, dass er bis in Ewigkeit herrschen wird und sich ein neues Volk erwecken wird.”
Nikodemusevangelium, 16,7
Das Jobeljahr wurde alle 50 Jahre gefeiert (3. Mose 25,10-11). Die Zeit solle also zeigen, ob Jesus von Gott gesandt war. Das erinnert an den Rat des Gamaliels (Apostelgeschichte 5, 34-42).
Zumindest der erste Teil des Nikodemusevangeliums, die Pilatusakten, ist sehr spannend zu lesen und widerspricht den kanonischen Evangelien nicht. Der Text liefert mehr Details und betont gewisse Punkte, wie die vermeintliche Schuld der Juden, etwas stärker. Warum die Schrift keine Aufnahme in den Kanon fand, wird nicht weiter diskutiert.
Das Evangelium nach Maria
Das Evangelium nach Maria hat in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit erhalten. Dan Brown vertritt in seinen Romanen die These, dass Maria Magdalena die Geliebte von Jesus gewesen sei und sie gemeinsam ein Kind hatten. Die Kirche habe diese Informationen 2000 Jahre lang unter Verschluss gehalten. Die Göttlichkeit Jesu sei erst am Konzil von Nizäa 325 n. Chr. beschlossen worden, um die Spuren einer Familie von Jesus zu verwischen.
Beim Lesen des Textes fühlte ich mich an das Judasevangelium erinnert. Das Evangelium nach Maria ist ebenfalls gnostisch beeinflusst und folgt einem ähnlichen Muster. Im Judasevangelium ist Judas verbündet mit Jesus und die anderen Jünger werden als unwissend dargestellt. Hier ist es Maria, die von Jesus bevorzugt wird und gegen die anderen Jünger steht. In der Mitte des Textes präsentiert Maria eine Vision, die sie als einzige von Jesus erhalten habe. Darin werden gnostische Vorstellungen von der Höherentwicklung der Seele über verschiedene Stufen präsentiert. Der Verfasser ist sich natürlich bewusst, dass dies einen starken Kontrast zur Lehre Jesu darstellt. Er lässt den Jünger Andreas als Repräsentanten der Grosskirche sprechen: “Ich aber glaube nicht, dass der Erlöser dies gesagt hat, denn sind nicht diese ihre Lehren andere Gedanken?” (17,7-18,21). In der nachfolgenden Diskussion unter den Jüngern geht es dann um die Frage, ob Maria vertrauenswürdig sei. Hier wird die Sonderstellung Marias bei Jesus von Levi als Argument gebraucht: “Doch wenn der Erlöser sie würdig gemacht hat, wer bist du denn, dass du sie verwirfst? Sicherlich kennt der Erlöser sie aufs Genaueste. Deswegen liebte er sie mehr als uns.” (17,7-18,21).
Was ist nun von der Behauptung zu halten, Maria Magdalena sei die Geliebte Jesu gewesen? Brown stützt sich auf Kapitel 10, 1-3, wo Petrus zu Maria sagt: “Schwester, wir wissen, dass der Erlöser dich weit mehr liebte als den Rest der Frauen”. Eine ähnliche Passage gibt es im Philippusevangelium, wo es heisst, Jesus habe Maria mehr als die anderen Jünger geliebt, und dass er sie oft auf den Mund küsste. Wenn man diese Stellen im Kontext betrachtet, wird jedoch klar, dass es hier nicht um eine romantische Liebe geht, sondern um die Frage wer der Lieblingsjünger von Jesus war. Im Mariaevangelium wird diese Sonderstellung Marias herangezogen, um ihre abweichende Lehre zu rechtfertigen.
Nicht Petrus, sondern Maria Magdalena repräsentiert den Jünger, den Jesus am meisten liebt, und zwar nicht weil sie so erotisch wäre, sondern weil sie die wahre Botschaft vom Gottesreich im Gegensatz zu den anderen Jüngern versteht. Es geht hier nicht um die Liebe eines Mannes zu einer Frau, sondern um die des Lehrers zum Schüler.
DvE, S.242
Auch wenn Browns Romane spannend zu lesen sind, so lassen sich gemäss Ceming und Werlitz auch seine weiteren Behauptungen nicht erhärten:
Was die anderen Behauptungen Browns anbelangt, so kann man sie getrost ins Reich der Märchen und Phantasien verbannen. Sie sind nichts als pure Fiktion, die auf nachweislich gefälschten Dokumenten des Franzosen Pierre Plantard basieren, die von den beiden britischen Autoren Michael Baigent und Henry Lincoln in ihren Werken als historische Quellen dargestellt wurden. Deren Werke waren ihrerseits nun für Browns Bestseller mutmasslich die wichtigsten Quellen.
DvE, S. 241
Das Evangelium nach Maria ist ein eher unscheinbarer und relativ kurzer Text, der wenig mit den kanonischen Evangelien gemeinsam hat. Es werden keine Reden oder Erzählungen von Jesus präsentiert, geschweige denn seine Passion oder Auferstehung.
Mein Fazit
Die begleitete Entdeckungsreise durch all diese Schriften aus dem frühen Christentum war äusserst spannend. Ich habe viel über die Kriterien gelernt, die bei der Kanonisierung unserer heutigen Bibel ausschlaggebend waren. Dabei bin ich auf Texte gestossen, die gut zu den kanonischen Evangelien passen und diese in gewissen Punkten ergänzen. Dazu gehören z.B. das Protevangelium des Jakobus, das Petrusevangelium oder das Nikodemusevangelium. Auch wenn diese Schriften nicht in allen Details mit den kanonischen Texten übereinstimmen, so sind sie doch eine weitere Bestätigung für den Kern des Evangeliums. Einige Texte stehen aber in klarem Kontrast zur Bibel und es ist sehr gut nachvollziehbar, dass diese nicht kanonisiert wurden. Dazu gehören vor allem die gnostisch geprägten Schriften oder das Kindheitsevangelium des Thomas.
Eine besondere Perle war für mich die Entdeckung der Petrusapokalypse. Wie man an diversen Artikeln erkennen kann, beschäftigt mich die Höllenlehre schon lange. Die Petrusapokalypse ist eine wesentliche Quelle unserer Vorstellungen der Hölle. Sie wurde von der Kirche bewusst aus der Bibel verbannt. Unsere Höllenvorstellungen sind damit ausserbiblisch.
Die Trennlinie zwischen verbotenen und heiligen Schriften ist nicht immer so klar zu ziehen, wie wir dies manchmal gerne hätten. Die Grenzen sind oft fliessend. Das Thomasevangelium demonstriert das auf eindrückliche Weise. Im gleichen Text finden sich Sprüche, die vielleicht näher an Jesus dran sind als jene in den Evangelien. Ein paar Verse weiter lauern aber klare Irrlehren, die abzulehnen sind. Ich habe grossen Respekt vor allen, die hier über die Jahrhunderte die Spreu vom Weizen getrennt haben.
Links
- Ein guter Überblick über die Geschichte der Kanonisierung: Entstehung und Autorität des neutestamentlichen Kanons (Worthaus 9.11.2) von Prof. Dr. Thorsten Dietz

